Sozialarbeit – Landratskandidat Gerald Kummer spricht in Bensheim mit Irene Finger und Ursula Thiels vom Diakonischen Werk Bergstraße
BENSHEIM. Die Wand hinter dem Konferenztisch ist tapeziert mit um die 100 gelben Zetteln, auf denen die Aufgabengebiete des Diakonischen Werks Bensheim und zuständige Projektleiter notiert sind. Vor diesem Hintergrund diskutieren die Leiterinnen der Dienststelle Bensheim, Ursula Thiels, und der Diakonie Bergstraße, Irene Finger, mit dem Landratskandidaten Gerald Kummer darüber, wo in der Sozialarbeit der Schuh drückt. Auch im dritten Gespräch mit der Diakonie versicherte Kummer, sich auch nach der Stichwahl zur Landratswahl am Sonntag (19.4.) um die vielfältigen sozialen Dienste zu kümmern – wenn er zum Nachfolger von Matthias Wilkes gewählt werde.
Der Landkreis sei nicht nur Sozialhilfeträger, sondern stelle auch die Weichen, gebe damit die Richtung in allen sozialen Fragen von Suchthilfe bis Inklusion vor, stellte Kummer die Bedeutung der Landratswahl klar. „Dann können wir nur hoffen, dass der Wähler das auch verstanden hat“, gab Irene Finger zu bedenken. Er wünsche sich eine möglichst hohe Wahlbeteiligung“, betonte der Kandidat. Vom Wählerinteresse am 22.März, als nur rund 30 Prozent der Wähler von ihrem Recht Gebrauch machten, zeigte er sich enttäuscht. Die Direktwahl deshalb in Frage zu stellen, sei freilich falsch, argumentierte Kummer, der in Riedstadt dreimal direkt zum Bürgermeister gewählt wurde und derzeit als SPD-Abgeordneter im Hessischen Landtag sitzt. Viele Menschen seien enttäuscht von einer bürgerfernen Politik, in der im kommunalen Bereich auch noch der Mangel regiere. Für wichtige soziale Projekte sei zu wenig Geld vorhanden, weil Kreis und Gemeinden immer mehr Aufgaben aufgebürdet werde, sie aber bei der Finanzierung im Stich gelassen würden. „Die Armut der Kommunen ist für uns spürbar“, bestätigte Ursula Thiels, als Kummer dazu aufforderte, „gemeinsam dafür zu kämpfen, dass Städte und Gemeinden vom Land anders finanziert werden“.
„Auch wir sollen sparen, aber immer mehr Aufgaben übernehmen“, beklagte Irene Finger die Finanznot in der Sozialarbeit. Viele Mittel kämen nicht dort an, wofür die vorgesehen seien, weil sie „totbürokratisiert werden“. Die Bürokratie hole die Sozialverbände ein, und die Wasserköpfe würden ihnen auch noch zum Vorwurf gemacht. „Projektitis ist mein Thema. Wir brauchen keinen Aktionismus, sondern nachhaltige Arbeit“, plädierte Finger dafür, nicht immer neue Projekte anzuschieben und dabei der Überblick zu verlieren. Insgesamt habe das Diakonische Werk seine Aufgaben in vielen Bereichen aus Kostengründen reduzieren müssen. Heute hat die Diakonie an der Bergstraße 92 Mitarbeiter (27 Männer und 65 Frauen), es seien mal 110 gewesen. „Qualität kostet Geld“, stellte Irene Finger fest, sprach von „unsäglichen finanziellen Problemen“. Die Struktur der Organisation müsse bezahlt werden, und viele Angebote würden nicht refinanziert, bemerkte Kummer. Sozialarbeit sei betriebswirtschaftlich oft nicht zu messen, und in Fällen wie der Prävention sei nicht zu vermitteln, dass sie Geld kostet. Dabei sparten gezielte frühe Hilfen später Geld.
Was erwarten sich Thiels und Finger von einem Landrat Kummer? „Wir brauchen einen direkten Ansprechpartner mit Interesse an sozialen Themen, einen, der die Arbeit sozialer Institutionen würdigt und fördert“. Er wünsche sich einen offenen Dialog, werde nicht „das Blaue vom Himmel versprechen“, sagte Kummer auf die Frage, was er sich von der Führung des Diakonischen Werkes erhoffe. „Melden Sie sich zu Wort, fordern Sie ein. Vor allem aber lassen Sie nicht nach, Ihre engagierte Arbeit weiter zu leisten.“
Immer mehr Aufgaben, zu wenig Geld
Sozialarbeit – Landratskandidat Gerald Kummer spricht in Bensheim mit Irene Finger und Ursula Thiels vom Diakonischen Werk Bergstraße
BENSHEIM. Die Wand hinter dem Konferenztisch ist tapeziert mit um die 100 gelben Zetteln, auf denen die Aufgabengebiete des Diakonischen Werks Bensheim und zuständige Projektleiter notiert sind. Vor diesem Hintergrund diskutieren die Leiterinnen der Dienststelle Bensheim, Ursula Thiels, und der Diakonie Bergstraße, Irene Finger, mit dem Landratskandidaten Gerald Kummer darüber, wo in der Sozialarbeit der Schuh drückt. Auch im dritten Gespräch mit der Diakonie versicherte Kummer, sich auch nach der Stichwahl zur Landratswahl am Sonntag (19.4.) um die vielfältigen sozialen Dienste zu kümmern – wenn er zum Nachfolger von Matthias Wilkes gewählt werde.
Der Landkreis sei nicht nur Sozialhilfeträger, sondern stelle auch die Weichen, gebe damit die Richtung in allen sozialen Fragen von Suchthilfe bis Inklusion vor, stellte Kummer die Bedeutung der Landratswahl klar. „Dann können wir nur hoffen, dass der Wähler das auch verstanden hat“, gab Irene Finger zu bedenken. Er wünsche sich eine möglichst hohe Wahlbeteiligung“, betonte der Kandidat. Vom Wählerinteresse am 22.März, als nur rund 30 Prozent der Wähler von ihrem Recht Gebrauch machten, zeigte er sich enttäuscht. Die Direktwahl deshalb in Frage zu stellen, sei freilich falsch, argumentierte Kummer, der in Riedstadt dreimal direkt zum Bürgermeister gewählt wurde und derzeit als SPD-Abgeordneter im Hessischen Landtag sitzt. Viele Menschen seien enttäuscht von einer bürgerfernen Politik, in der im kommunalen Bereich auch noch der Mangel regiere. Für wichtige soziale Projekte sei zu wenig Geld vorhanden, weil Kreis und Gemeinden immer mehr Aufgaben aufgebürdet werde, sie aber bei der Finanzierung im Stich gelassen würden. „Die Armut der Kommunen ist für uns spürbar“, bestätigte Ursula Thiels, als Kummer dazu aufforderte, „gemeinsam dafür zu kämpfen, dass Städte und Gemeinden vom Land anders finanziert werden“.
„Auch wir sollen sparen, aber immer mehr Aufgaben übernehmen“, beklagte Irene Finger die Finanznot in der Sozialarbeit. Viele Mittel kämen nicht dort an, wofür die vorgesehen seien, weil sie „totbürokratisiert werden“. Die Bürokratie hole die Sozialverbände ein, und die Wasserköpfe würden ihnen auch noch zum Vorwurf gemacht. „Projektitis ist mein Thema. Wir brauchen keinen Aktionismus, sondern nachhaltige Arbeit“, plädierte Finger dafür, nicht immer neue Projekte anzuschieben und dabei der Überblick zu verlieren. Insgesamt habe das Diakonische Werk seine Aufgaben in vielen Bereichen aus Kostengründen reduzieren müssen. Heute hat die Diakonie an der Bergstraße 92 Mitarbeiter (27 Männer und 65 Frauen), es seien mal 110 gewesen. „Qualität kostet Geld“, stellte Irene Finger fest, sprach von „unsäglichen finanziellen Problemen“. Die Struktur der Organisation müsse bezahlt werden, und viele Angebote würden nicht refinanziert, bemerkte Kummer. Sozialarbeit sei betriebswirtschaftlich oft nicht zu messen, und in Fällen wie der Prävention sei nicht zu vermitteln, dass sie Geld kostet. Dabei sparten gezielte frühe Hilfen später Geld.
Was erwarten sich Thiels und Finger von einem Landrat Kummer? „Wir brauchen einen direkten Ansprechpartner mit Interesse an sozialen Themen, einen, der die Arbeit sozialer Institutionen würdigt und fördert“. Er wünsche sich einen offenen Dialog, werde nicht „das Blaue vom Himmel versprechen“, sagte Kummer auf die Frage, was er sich von der Führung des Diakonischen Werkes erhoffe. „Melden Sie sich zu Wort, fordern Sie ein. Vor allem aber lassen Sie nicht nach, Ihre engagierte Arbeit weiter zu leisten.“